(Susanne Pavlovic, Federwelt April/Mai 2014)
Voll. Intensiv. Unverfälscht. Das pure Leben. Das rät Pavlovic Autoren. Solche Sätze rühren mich an, da schießen mir Tränen in die Augen, so will ich schreiben! Wie zwei junge Menschen, die sich gegenseitig Kaugummis in den Mund küssen. Wow!
Auch Wolf Schneider bringt es auf den Punkt: »Phrasen zu dreschen ist leichter, als Sätze zu formen, die rote Backen haben.«
Ob ich das kann? Manchmal. Vielleicht. Auf jeden Fall strenge ich mich an, damit sie noch öfter aufblitzen. Die roten Backen.
Und so kam ich zum Schreiben:
Aufgewachsen bin ich mit zwei groß(artig)en Schwestern auf dem Bauernhof meiner Eltern in Niederbayern und durfte eine unbeschwerte Kindheit mit aufgeschlagenen Knien und barfüßiger Freiheit genießen. Ich war definitiv ein »rotbackertes Lausdirndl«, irgendwie bin ich’s noch.
Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben, hat mir schon immer Spaß gemacht. Mein »Erstling« - natürlich selbst illustriert - steht halbfertig hinter mir im Regal. Damals war ich elf Jahre alt. Andere Gehversuche sind leider verloren gegangen. Dafür gibt es eine Menge sentimentaler Gedichte, die mir das Erwachsenwerden erleichtert haben. Eines davon hat es sogar in eine Anthologie geschafft.
Das Schreiben zum Beruf zu machen, ist mir dennoch nie in den Sinn gekommen, und so verschlug es mich - gerade volljährig - erst einmal als Au-pair nach England. Darauf folgte das Studium der Betriebswirtschaftslehre, teilweise in Nordirland. Diplom 1997 und danach der erste Job unter anderem als Redakteurin der internen Mitarbeiterzeitschrift eines großen Konzerns. Da kam mir erstmals der Gedanke, dass das Schreiben auch beruflich eine Perspektive sein könnte. Aber zunächst traten ein Mann und drei Kinder (2002, 2003 und 2005) in mein Leben. Das Beste überhaupt. Um nach Kinderpause gestärkt und gut gerüstet wieder im Job aufzutauchen, belegte ich während der Elternzeit den Kurs »Große Schule des Schreibens« an der Hamburger Akademie für Fernstudien. So war der Plan. Zum sachlichen Schreiben bin ich aber gar nicht mehr vorgedrungen, da hatte mich die Belletristik schon am Krawattl gepackt und nicht mehr losgelassen und auch in den alten Job kehrte ich nie zurück. Dennoch überzeugte mich das Studienkonzept nicht ganz und da ich mittlerweile so einiges über »Kreatives Schreiben« gelesen hatte, ging ich im Internet auf die Suche nach einem Schreibcoach. In Rainer Wekwerths »Grundkurs Kreatives Schreiben« wurde ich fündig. In seinen Kursen arbeitet man an einer eigenen Romanidee. Er begleitet seine Schüler von einer ersten Idee, über deren Ausarbeitung, bis hin zum Beginn des Schreibprozesses. Und obwohl ich in der Theorie schon über vieles Bescheid wusste, begann ich erst im Laufe des Kurses wirklich zu verstehen. Figurenentwicklung, innere und äußere Konflikte, Prämisse, Schauplatz und erste Sätze, ich musste es tatsächlich tun. Das war Knochenarbeit, die ich mir vorher immer erspart, die ich jedes Mal übersprungen hatte. Ganz besonders die Konzeptarbeit. Wekwerth verlangte einen schlüssigen Plot und jedes Kapitel musste vor dem eigentlichen Schreibprozess genau ausgearbeitet sein. Er haute mir das Zeug so lange um die Ohren, bis er und ich zufrieden waren. Jetzt weiß ich, dass diese teilweise echt nervigen und überaus anstrengenden Vorarbeiten der Grund dafür waren, dass ich am Ende des Kurses meine Romanidee relativ locker runterschreiben konnte.
Inzwischen sind einige Romane und Kurzgeschichten erschienen. Ich werde vertreten durch die Montasser Medienagentur in München und schreibe gerade für den Goldmann Verlag.
Ina Resch liebt das Drama.
Regina Ramstetter schreibt Krimis.
R. R. Janetzky schreibt Historische Phantastik.